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von Prof. Dr. Almuth Süberkrüb

Edwin Gordon ist interessiert an der musikalischen Förderung aller Schüler unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen musikalischen Leistungsfähigkeit. Er betont die Notwendigkeit, dass jeder Schüler durch einen optimalen Lernprozess die Möglichkeit erhalten sollte, sein musikalisches aptitude (das Potential eines Menschen, Musik zu lernen) auszuschöpfen. Dabei sollen spezielle Stärken gefördert und Schwächen ausgeglichen werden. Methoden und Materialien müssen an die Möglichkeiten und Notwendigkeiten angepaßt werden, um Schülern mit unterschiedlichem aptitude gerecht werden, und sie zu möglichst hohem achievement (zur Entwicklung und Entfaltung ihres Potentials) führen zu können. Hierfür hat Gordon seine Music Learning Theory entwickelt. Nach dieser findet der musikimmanente Lernprozess im Optimalfall in Stufen statt, wobei jede Stufe jeweils als Voraussetzung für die nächste dient. Der Kern des Musiklernens soll hierbei auditive Auseinandersetzung sein. Deshalb hören die Schüler zunächst verschiedenartige Musik sowie tonale und rhythmische Patterns, die sie durch „Audiation” verstehen lernen (zum Begriff Audiation s.u.). Erst im Anschluss an hörendes Verstehen findet eine Auseinandersetzung mit Notentext und musiktheoretischem Wissen statt. Das musikalische Erfahrungsspektrum soll in diesem Lernprozess möglichst vielschichtig sein, da durch musikalische Vielfalt die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten gefördert wird. Das heißt, Lehrer sind gehalten, Schüler mit verschiedenen musikalischen Stilen und einer großen Vielfalt an Tonalitäten und Metren bekannt zu machen.

Gordon hat neue Begriffe geprägt und bestehende genauer definiert. Eine Kenntnis dieses speziellen Vokabulars ist Voraussetzung, um die Music Learning Theory verstehen zu können. Der zentrale Begriff in Gordons Music Learning Theory ist Audiation.